Europas ehrgeizige Ziele zur Erreichung der Klimaziele

Hochgesteckte Ziele zur Erreichung der Klimaneutralität – Energieeffizienz mit erneuerbarer Energie, Flächennutzung, Mobilitätswandel und Ressourcenschutz. Kritisch betrachtet von Stefan Ruckelshaußen, Bio Landwirt und Geschäftsführer der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH.

Die Idee sieht vor, das bestehende Emissionshandelssystem innerhalb der Europäischen Union zu verschärfen. Somit werden die Kohlenstoffemissionen von Unternehmen auf 60 Dollar pro Tonne begrenzt und verrechnet, wobei der Bau- und Transportsektor, einschließlich Luft- und Schifffahrt, zukünftig mit einbezogen werden soll.

Die EU-Mitgliedstaaten werden zu neuen Energieeffizienzzielen verpflichtet. Ein Anteil der erneuerbaren Energien in Höhe von 40 Prozent soll den Energiemix der Union bis 2030 ergänzen. Die natürliche Bindung des Kohlenstoffes soll innerhalb der Union durch neue Vorschriften für die Land- und Forstwirtschaft und deren Flächennutzung gefördert werden. Die Pflanzung von 3 Milliarden neuen Bäumen könnte den Kohlenstoff um mindestens 15 Prozent vermindern. Darüber schlägt der Ausschuss vor, das Netz von Elektro- und Wasserstofftankstellen innerhalb der Union zu zügig zu erweitern, so dass alle ab 2035 neu zugelassenen Kraftfahrzeuge emissionsfrei betrieben werden. Ein Thema der Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH ist die Nachhaltigkeit im Lebensmittelanbau. Wir sind der Ansicht, dass alle Elemente einer Wertschöpfungskette in einem Kreislauf aufeinander abgestimmt sein sollten. Das bedeutet für uns, dass jedes Abfallprodukt im nächsten Schritt des Prozesses wieder als Rohstoff eingesetzt werden schon bei der Lebensmittelerzeugung mit erneuerbaren Energien und ökologischer Landwirtschaft. Auf dem Gelände der Food & Energy GmbH entstehen neben der Biogasanlage eine Indoor-Farm, der Green-Dome in Zusammenarbeit mit der schweizerischen MABEWO AG für den Anbau von Microgreens und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Auch hier wenden wir ressourcenschonende Verfahren an, die eine effiziente Produktion von Lebensmitteln ermöglichen. Durch den „Indoor-Anbau“ wachsen die Pflanzen geschützt vor direkten Umwelteinflüssen, wie Witterung, Schmutz oder Schädlingen. Auf diese Weise kann auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden. Die optimale Lichtzufuhr erfolgt mittels LED-Lampen, die ihre Energie aus den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach des Green-Domes ziehen. Unser Ziel ist es nicht nur dafür zu sorgen, dass wichtige Ressourcen wie Energie, Wasser und Nährstoffe nicht verloren gehen, sondern diese auch zu generieren. Die natürlichen Kreisläufe werden dadurch respektiert und synergetisch genutzt.

Chancen und Risiken: Herausforderungen betreffen jeden Einzelnen

Die Gegner der Klimaziele sind nicht unbedingt im Ausland zu suchen, sondern auch innerhalb der Europäischen Union meldet sich kreative Kritik. Diese Kritik nehmen wir als Unternehmen Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH wahr und um eine ernsthafte Bedrohung von politischen Gegenreaktion in den Mitgliedstaaten entgegenzuwirken bedarf es weitere Aufklärung und gezielte Kommunikation, sind sich Experten einig.

Fakt ist, dass die hohen Emissionsvorschriften natürlich die Gefahr bergen, die kohlenstoffhaltige Produktion in andere Länder zu verlagern. Diese Entwicklung könnte im Blickwinkel des relativen Freihandels einsetzen und zu einem unlauteren Wettbewerb führen. Ziel ist es, die Verlagerung von Emissionen ins EU-Ausland zu verhindern und gleiche Wettbewerbsbedingungen im globalen Handel zu gewährleisten. Infolgedessen schlägt die Kommission einen neuen Mechanismus zur Anpassung der Kohlenstoffgrenzwerte (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) vor, der die Kosten für kohlenstoffhaltige Importe aus Ländern mit laxeren Regulierungsstandards, wie Zement, Stahl, Aluminium und Düngemittel, erhöhen würde. Innerhalb der Union ist solch eine Maßnahme über einen längeren Zeitraum diskutiert worden. Aus Angst vor einer Verschärfung der Handelsspannungen wurde aber davon Abstand genommen.

Befürchtungen werden laut, dass aus diesen Diskussionen parallel erkennbar wird, dass eine neue Mammutbehörde in Brüssel entstehen wird, um die Anpassung und Verrechnung der Kohlenstoffgrenzwerte zu sichern, gibt Diplom Ingenieur Jörg Trübl, Verwaltungsrat von der MABEWO AG aus der Schweiz, zu bedenken.

Welthandel unterliegt facettenreichen Regelungen und Bestimmungen

Obwohl die Instanz CBAM ein wichtiger Schritt zur Ökologisierung des globalen Handelssystems ist, steht sie vor mehreren praktischen und rechtlichen Herausforderungen. Die Union muss die Kohlenstoffintensität der importierten Güter im Rahmen des neuen Plans bewerten und überprüfen. Darüber hinaus müssen die Sanktionen stetig angepasst und definiert werden, um die Modifizierungen der Gesetzeslandschaft in den Exportländern zu berücksichtigen.

Der Welthandel wird nicht alleinig von der Europäischen Union geprägt, sondern auch von den vielen Industriestaaten außerhalb der Union. Infolgedessen ist die Union aufgefordert, die Neuregelungen mit den Standards der Welthandelsorganisation (WTO) in Anklang zu bringen, fügt Umweltingenieur Jörg Trübl hinzu. Brasilien, China, Indien und Südafrika, die ihre Interessen vehement auf der Weltbühne als „Entwicklungsländer“ vertreten, haben bereits ernsthafte Bedenken geäußert. Sie vertreten die Ansicht, dass die Regelungen, die sich aus dem CBAM-System ergeben, diskriminierende Elemente enthalten, insbesondere gegenüber Entwicklungsländern, die weniger Schuld an der Klimakatastrophe tragen. Offensichtlich ist es in der Zukunft erforderlich, den Terminus „Entwicklungsland und deren Auswirkungen auf den Klimawandel“ im politischen Sinne neu zu bedenken.

Die EU müsste die zuständigen Stellen der Welthandelsorganisation (WTO), die mit den internationalen Streitfällen beschäftigt sind, davon überzeugen, dass das System CBAM allgemeine Aufgaben aus dem Sektor des Gesundheits- und Umweltschutzes zu betreuen hat, die in dieser Kategorie zulässig sind, und keine „verschleierte Beschränkung des internationalen Handels“ darstellen.

In den kommenden Jahren müssen die Klimaziele der Kommission sowohl mit den einzelnen Mitgliedstaaten als auch mit dem Europäischen Parlament ausgehandelt werden, und das Risiko einer politischen Revolte unter den Mitgliedsstaaten ist immens. Nicht nur die Feinheiten des Abkommens, sondern die immensen Kosten können und werden zu Turbulenzen führen, und viele Regierungen haben Angst, dass andere politische Kräfte bestimmte Gefühle in der Bevölkerung wecken; denn das finanzielle Wohlergehen ist aus der Sichtweise des Einzelnen offensichtlich wichtiger als die Zukunft der Welt.

In diesem Zusammenhang erläutert Jörg Trübl von der MABEWO AG aus der Schweiz die Idee, die Edition der Zertifikate für den Kohlenstoffausstoß auf den Markt für Heizenergie und Kraftstoffe auszuweiten. Eine sehr unpopuläre Angelegenheit, die auch in den relevanten, politischen Kreisen besonders umstritten ist. Wie die Staats- und Regierungschefs der EU wissen, löste der Versuch des französischen Präsidenten Emanuel Macron einen massiven Protest der „Gelb Westen“ aus, als dieser versucht hat, im Rahmen der nationalen Klimaagenda 2017 die Kraftstoffsteuern zu erhöhen. Die Menschen auf der Straße interessieren sich in erster Linie dafür, die hohen Lebenshaltungskosten pro Monat zu schultern. Das „Ende der Welt“ ist den meisten arbeitenden Menschen nicht so wichtig wie das „Ende des Monats“. Infolgedessen könnte der „Europäische Green Deal“ dann das gleiche Schicksal erleiden, wenn die Öffentlichkeit in der EU diesen Handel als eine lästige Spielwiese der Eliten wahrnehmen wird.

Verantwortungsübernahme geht jeden an!

Bei der Gründung von Food & Energy hatten wir die Idee Kreisläufe zu schließen und Ressourcen – auch kaskadenförmig – zu nutzen. Die Natur ist hierfür das beste Beispiel, denn da gibt es keinen Abfall. Genau das ist der Ansatz, den wir rund um die Biogasanlage verwirklichen wollen. Damit zeigen wir auf, dass das nicht nur aus idealistischen Gründen sinnvoll ist alles zu verwerten, sondern auch aus wirtschaftlichen. Selbstverständlich brauchen wir alle Rahmenbedingungen und Regulierungen sowohl im Kleinen wie auch Global, die Entwicklungen rund um den European Green Deal sollen eine Stütze für Handlungsanweisungen darstellen.

V.i.S.d.P.:

Stefan Ruckelshaußen
Bio Landwirt und Geschäftsführer
Food & Energy Campus Groß-Gerau GmbH

Die MABEWO Unternehmensgruppe entwickelt und plant in der Kerntechnologie rund um Indoor-Farming Lösungen. Unter der Marke Food & Energy Campus werden Anlagen für die Produktion von Gemüse, Pilzen oder Kräuter betrieben und die Erzeugnisse in der Region verkauft. In den sogenannte Green-Domes bilden Solarenergie und Indoor-Farming eine Synergie. Weitere Informationen unter: https://food-and-energy.info

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