Betonrausch – Netflix Film 2020 vs Realität Berliner Immobilienmarkt

Wer hoch stapelt, kann tief fallen – lokale Inhalte für das globale Publikum – Filmkritik von Thomas Friese, Immobilien Projektentwickler aus Oldenburg / Berlin

Berlins Immobilienhaie, Straftäter aller Art und geldgierige Banker bevölkern seit Jahren TV und Filmmarkt. Als sei Sodom und Gomorra (die biblische Stadt der Sünde) eine Ausgründung des Berliner Immobilienmarktes. So auch in dem Film Betonrausch (“Um schnell reich zu werden, stellt ein junger Mann mit seinem dubiosen Kumpel den Berliner Immobilienmarkt auf den Kopf. Doch ihr Kartenhaus droht zusammenzubrechen.” Zitat Netflix), der 2020 weltweit auf dem Streamingdienst Netflix Premiere feierte.

Berliner Immobilienmarkt brennt seit 150 Jahren? Stimmt das?

Seit der Gründerzeit vor 150 Jahren nach der Reichsgründung 1871 dreht sich der Berliner Immobilienmarkt mal so mal so. Berlin entwickelte sich rasch als Hauptstadt des deutschen Reichs zum drittgrößten Industriestandort Europas. Im Grunde ging es binnen weniger Jahre weg von einer größeren Provinzhauptstadt hin zu einer Millionenmetropole. Der Schriftsteller Hans Fallada beschrieb die liebevoll und bunt die Verhältnisse Berlins seit 1910 in dem Werk “Ein Mann will nach oben”: Der Junge Karl Siebrecht kommt aus dem Dorf nach Berlin und will als Waise alles erreichen. Ein harter Weg folgt: Trockenwohnen und Elend für hunderttausende in den Mietskasernen. Berlin wuchs und wuchs. Dem Aufschwung der ersten Reichs Jahre folgte eine Stagnation während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918. Nach den wilden party reichen Zwanziger (die allerdings für eine ganz kleine Schicht auf wild war und für die meisten Berliner mit Armut durch Inflation und Arbeitslosigkeit verbunden war) folgte der Höhepunkt des Wahns: die Nationalsozialisten wollten das rote Berlin umgestalten in die Welthauptstadt Germania. Statt Aufbau allerdings Abriss – die braunen Visionen legten halb Europa in Schutt und Asche. Auch die Hauptstadt Berlin gleicht einer Abriss Wüste. Bomben und der Endkampf hatten Berlin vollkommen zerstört.

Nach 1945: Die Teilung der Stadt führte zu einem verlangsamten Wiederaufbau in Ost und West. Baut auf, baut auf! Während der kommunistische Teil im Osten ein Arbeiterparadies entstehen sollte wurde in Berlin die Strukturen wiederhergestellt und auch groß gedacht für die autogerechte Stadt mit modernen Bewohnern. Im Grunde hing allerdings Berlin im Westen und Osten durch die Trennung und Struktur der Bundesrepublik und Deutschen Demokratischen Republik am Tropf der anderen Teile der jeweiligen Republik. Seufzer aller Art – gleicher Art überall ob in Leipzig oder Freiburg: alles geht nach Berlin, was haben wir davon? Berlins Immobilienmarkt verfiel in eine Starre vor der Wende 1989. Wer Eigentümer eines Mietshauses im Bezirk SO 36 war (also Bereich Kreuzberg Richtung Mauer) konnte auf Parties sicher sein, Mitleid zu ernten. Wer wollte sich mit so etwas belasten? Kurzer Spoiler: heute sind solche Mietshäuser sicher über 10 Mio € wert.

Skandale, politischer und privater Art hat es zu jeder Zeit gegeben. Da ist Berlin keine Ausnahme

Berlin ist und war eine Stadt der Mieter, auch wenn der Autor viele und viele Eigentums-Wohnungen an private Investoren vermittelt hat, die jetzt extrem im Preise gestiegen sind. Auch heute ist die Struktur so, dass die meisten Berliner Mieter sind, die Eigentumsquote ist gegenüber den anderen Bundesländern wesentlich geringer (2018 im Vergleich Berlin bei 17,4 Prozent, Hamburg bei 23,9 Prozent und Bremen bei 37,8 Prozent).

Der hier zu besprechende Film schildert die fiktive Situation zweier Emporkömmlinge, die vollkommen überteuert Eigentumswohnungen, die von Banken finanziert werden, an ahnungslose Investoren verkaufen. Wer hoch fliegt, fällt auch tief. Privates und geschäftliches gehen wild durcheinander. Gut gespielt und teilweise erinnern die Protagonisten realen Personen, die nach dem Jahre 2000 Randfiguren der Immobilienszene Berlins waren. Auf der anderen Seite sind Hollywood oder Potsdam-Babelsberg nicht die Realität. Diese ist viel langweiliger: die Immobilien bleiben meist jahrzehntelang im Eigentum, Mieter und Vermieter leben und arbeiten, ob der Staatslenker nun Kaiser Wilhelm II heisst oder Konrad Adenauer. Lebendig und kreativ ist die Hauptstadtmetropole alle Mal.

So viel Wahrheit steckt in Beton-Rausch – viel Wahrheit?

Es gab es wirklich – Angepumpt und abgezockt und die Banken drängen auf Kredit Erfüllung. Aber was als bekannt gewordene “Schrottimmobilie” galt ist heute ein wertvoller Immobilienbestand. Die Preise sind gestiegen und die Zinsen stabil. Mieterträge sind sicher. Im Übrigen ist es Steinen ja auch egal, wem sie gehören und wer in ihnen wohnt. Wenn es aber regnet oder schneit, dann kann man sich gerne einmal den Film Betonrausch, bei Netflix anschauen und sich unterhalten lassen von dem unbedingten Willen der Protagonisten reich zu werden und zu bleiben. So wie hundert Jahre vorher Hans Falladas Romanfigur Karl Siebrecht. Natürlich geht das schief. Die Immobilien, um die gestritten wird und wurde, stehen allerdings heute noch.

Nähere Infos unter https://de.wikipedia.org/wiki/Betonrausch.

V.i.S.d.P.:

Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte

Kontakt:

Thomas Friese
Unter den Eichen 108a
12203 Berlin
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Über Thomas Friese:

Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.

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