Binz 2020 nur eine unerfüllbare Vision? Das entscheiden die Bürger

Worum geht es bei dem Projekt was am 4. September 2016 dann zur Bürgerabstimmung steht, eigentlich. Es geht um eine Vision für den Touristen Standort Binz-Prora. Es geht darum weg vom Image der Nazibauten zu kommen die heute immer noch das Bild von Binz- Prora prägen. Mit einem positiven Votum könnte die Vision 2020 dann wahr werden, und Binz dann mit einem architektonischen Highlight  ins Gespräch kommen, weg von der Nazi Baukultur die Prora so prägt.

Die Entwicklung der Hochhausidee

Binz lebt wie viele Bäder vom Tourismus. Doch dieser lebt nicht nur von der Wechselwirkung von Bebauung und Landschaft, sondern Tourismus und Städte leben auch von der Wechselwirkung ihrer Bebauung untereinander. Der Umgang mit dem baulichen Erbe und der historischen Last des ehemaligen KDF-Bades im Ortsteil Prora ist jedoch trotz des Denkmalschutzes weder städtebaulich noch intellektuell gelöst worden. Das unterstreicht auch Daniel Libeskind, einer der bekanntesten Architekten der Welt und Sohn von Holocaust-Überlebenden in der ZDF Dokumentation „Größenwahn in Beton“: „Das gebaute Böse, es erwacht wieder, das macht mir Angst. Ein Bauwerk ist Erinnerung. Der Bau selbst ist Erinnerung. Ich will nicht sagen „weg damit“, „tabula rasa“ und „vergesst es“! Man muss mit solchen Gebäuden etwas machen, etwas Sinnvolles. Etwas, das zeigt, die Zeit geht weiter, hier ist menschliches Bewusstsein und Geist, hier ist Demokratie am Werk. Etwas, das zeigt, hier wird nicht einfach ein Gebäude wieder hergestellt, in dem Menschen zu wirklich üblen Zwecken untergebracht werden sollten.“ Diese architektonische Auseinandersetzung mit dem Erbe des KDF-Bads hat bisher nicht stattgefunden.

Am Anfang war die Musik

Eine musikalische Auseinandersetzung mit diesem Thema wurde dagegen zur Inspiration für den Rügener Architekten Axel Drebing, den Autor des Entwurfs „Bücherturm Binz“. Eine Podiumsdiskussion und der anschließende Spaziergang mit den Blechbläsern von der Insel Rügen zu Kagels Werk „Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen“ gaben ihm den entscheidenden Denkanstoß. Die rhythmische Verschiebungen und Verzerrungen dieser Musik machen jeden Gleichschritt und Marsch unmöglich. So kam ihm der Gedanke, mit Architektur den Gleichschritt der Mammutbauten von Prora zu stören und ihren Geist bloßzustellen.

Bücherturm als Inspiration

Inspiration für eine mögliche Lösung kam dann von der temporären Skulptur des Bücherturms vom Bebelplatz in Berlin. Sie sollte an die Erfindung der Buchdruckkunst, aber auch an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten 1933 erinnern. Die Skulptur versinnbildlichte auch 200 Jahre Kunst- und Literaturgeschichte, die für Freiheit und gegen politische Unterdrückung durch das Nazi-Regime eintrat.

„Wenn man diesen Bücherturm nun vergrößert und ihm eine Nutzung gibt, wird aus der Skulptur unweigerlich eine Architektur“, dachte Drebing. Die Geschossdecken wurden gegeneinander verschoben, gerade Fluchten vermieden, jedes Geschoss ist anders, jedes ist individuell. So soll der Turm, ähnlich wie Kagels Musik gegen die Märsche, symbolisch den Gleichschritt der KDF-Blöcke stören und den Geist dieser Architektur offen legen.

Durch die Interaktion der beiden Architekturen (Hochhaus, Blöcke) soll ein städtebaulicher und metaphysischer Ausgleich hergestellt werden, der in der Außenwahrnehmung einen zukunftsorientierten Aufbruch des Ortsteils symbolisieren soll.

Die Höhe des 500 Meter vom Strand und 4.5 Kilometer von Binz entfernten Hochhauses wurde in städtebaulichen Proportionsstudien gesucht, um die o.g. Wirkung zu erzielen. Der Bücherturm Binz mit 104 Metern Höhe und 27 Geschossen mit dem quadratischen Grundriss von 30×30 Metern würde deutlich über die Baumwipfel des Küstenwaldes hinaus ragen und damit als Landmarke den Ortsteil Prora verorten.

Prora braucht ein neues Symbol

Ein Ortsteil immer nur mit seiner düsteren Vergangenheit zu assoziieren, ist ungerecht. Denn Menschen leben dort, schicken ihre Kinder in den Kindergarten und bauen eine neue Zukunft. Für die Charakterbildung der künftigen Generationen spielt Architektur eine große Rolle, unterstreicht Libeskind: „Architektur hat den größten Einfluss auf den Menschen. Es geht nicht darum, was Du liest, was Du weißt oder was Du siehst. Es ist Dein Fenster, Deine Tür, die Dinge um Dich herum prägen das Empfinden für die Welt. Wenn Du das Fenster öffnest, die Tür öffnest, irgendwo reingehst, ist das Deine Welt. Also ja, Architektur hat eine große Verantwortung dafür, wer wir sind.“

FaktenCheck:

Bücherturm Binz

104 Meter hoch

27 Stockwerke:

0-5 Etage: Garagenstellplätze, Gewerberäume, Büroflächen.

6-8 Etage: 40 mietgebundene Wohnungen für Binzer

8-27 Etage: Eigentumswohnungen

Grundfläche: 30 x 30 m²

Investitionsvolumen: 70.-80. Mio. Euro

Baubeginn: Herbst 2017, vorausgesetzt positives Votum der Bürger, Verkauf des Grundstücks, Baugenehmigung etc.

Fertigstellung: Herbst 2020

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