Krypto-IPO: Das Rennen um den Börsengang

Krypto-IPO: Das Rennen um den Börsengang

Die überwiegende Mehrheit der bekannten im Kundengeschäft mit Krypto-Vermögenswerten tätigen Unternehmen – von Binance bis BitGo – befindet sich weiterhin in Privatbesitz. Es gibt jedoch Gerüchte, dass eine ganze Reihe dieser Milliarden-Dollar-Riesen in den nächsten 12 bis 18 Monaten an die Börse gehen könnten. 

Aus makroökonomischer Sicht scheint der Zeitpunkt günstig zu sein. Bitcoin befindet sich wieder im Höhenflug und hält seinen Kurs von über 11.500 US-Dollar. Das institutionelle Interesse nimmt explosionsartig zu. Und das Thema „Kryptowährungen als sicherer Hafen“ wird leidenschaftlich diskutiert, während sich die großen Volkswirtschaften in einer Rezession befinden. Großbritannien ist nur der jüngste G7-Staat, der einen zweistelligen Rückgang des BIP verzeichnet. Für die Briten ist dieser tiefe Absturz um 20,4 % fast zehnmal größer als der Rückgang im ersten Quartal 2020 und das schlechteste Quartalsergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1955. 

Als der letzte in einer ganzen Reihe von führenden Köpfen des Finanzwesens, gab der bekannte Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones kürzlich bekannt, dass er Bitcoin als Absicherung gegen das unverminderte Gelddrucken der Zentralbanken kaufe, und er fügte hinzu, dass er fast 2 % seines Nettovermögens in Krypto-Vermögenswerten angelegt habe. Bitcoin ist wieder in aller Munde. Dies verschafft den bekanntesten Namen des Sektors nun eine riesige potenzielle Plattform, um den Kreis der Investoren zu erweitern und Geschichte zu schreiben. 

Wie es mit Krypto-IPOs anfing

Galaxy Digital von Mike Novagratz  war vielleicht der erste große Krypto-Börsengang. Im August 2018 beantragte die digitale Handelsbank die Börsenzulassung an Kanadas Junior-Aktienmarkt, der TSX Venture Exchange. Zwei Jahre später gab das Unternehmen die Zulassung an der Toronto Stock Exchange bekannt. 

Novogratz, selbst ein bedeutender Investor in aufstrebende Kryptoprojekte, öffnete die Tür für vielversprechende Startups, die an die Börse wollten und eine expansive Finanzierung suchten. Bitmain plante bereits im Juni 2018 einen Börsengang, wie der Gründer Jihan Wu Bloomberg mitteilte.

Zu dieser Zeit war der Cryptominer das weltweit größte Krypto-Unternehmen. Die Pläne wurden jedoch durch den sogenannten „Kryptowinter 2018“ zunichte gemacht, bei dem die BTC-Preise im Laufe des Jahres von über 12.000 USD auf nur 2.500 USD abstürzten und die Anleger befürchteten, die Blase sei geplatzt. Jedoch wieder einmal konnte die Krypto-Branche – in Anlehnung an Mark Twain – behaupten, die Nachricht von ihrem Tod sei stark übertrieben. Der chinesische Cryptominer Canaan meldete im Oktober 2019 einen NASDAQ-Börsengang im Wert von 400 Mio. USD, der sich, gelinde gesagt, jedoch als kein besonders durchschlagender Erfolg herausstellte. Der Canaan-Kurs fiel von anfangs 8,99 USD um 77 % und liegt nun bei weniger als 2 USD pro Aktie.

Dennoch wächst das Interesse institutioneller Anleger bis heute weiter. 

Henri Aslanian, der bei PriceWaterHouseCooper (PwC) in Hongkong für Krypto-Vermögenswerte zuständige Ressortleiter, sagte Bloomberg diese Woche: „Wir erleben ein wachsendes Interesse institutioneller Investoren. Sie können nun über mehrere der Finanzaufsicht unterliegende Anbieter von institutioneller Qualität auf digitale Vermögenswerte zugreifen, und würden somit jeden operativen Due-Diligence-Test mit Bravour bestehen. Dies war vor 18 Monaten noch nicht der Fall.“ 

Da die Bitcoin- und Kryptopreise momentan fester tendieren, wird das, was einst ein kleines Rinnsal war, bald zu einer Flut. Das Finanzdienstleistungs-Startup Diginex aus Hongkong, das im Juni 2020 eine Krypto-Börse in Singapur auf den Weg brachte, plant im September 2020 eine Notierung auf dem NASDAQ-Hauptmarkt. 

Von ICO zu IPO

Die wirkliche PR-Katastrophe der ICOs bestand darin, dass Tausende von Token-Projekten Milliarden von Dollar einbrachten, ohne jemals ein marktfähiges Produkt zu haben. Außerhalb der Branche wurden die ICOs nur zu einem weiteren Stock, mit dem man auf den Kryptosektor einschlagen konnte. Es war allgemein bekannt, dass die meisten Investoren ihr gesamtes Kapital durch undurchsichtige, unzureichend geführte Projekte verloren, die nie wirklich Aussicht auf Erfolg hatten. 

Und die SEC feierte einen Freudentag als Telegrams Token-Verkauf von 1,7 Mrd. USD abgeschmettert wurde und das mit Spannung erwartete TON-Blockchain-Programm zum Erliegen kam. Kiks KIN-Token-Verkauf ist immer noch gerichtsanhängig. 

Im Gegensatz dazu ist ein IPO die letzte Phase einer Kapitalbeschaffungsmaßnahme, in der die Ertragskraft des Unternehmens offengelegt wird. Ein Börsengang ermöglicht Einblicke in das Innenleben eines Unternehmens und stellt dieses öffentlich zur Schau.  

Warum Börsengang?

PwC drückt es so aus. „Der Börsengang ist für jedes Unternehmen eine monumentale Entscheidung. Er ändert für immer, den Status eines Unternehmens im Wirtschaftsleben. Ein börsennotiertes Unternehmen wird zwar von den Aufsichtsbehörden stärker kontrolliert und reguliert, sichert sich dadurch jedoch auch den Zugang zu bisher unerschlossenen Kapitalquellen.“ 

Startups beginnen mit einer Seed-Finanzierung noch bevor Umsätze generiert werden können. Darauf folgen weitere immer größere Finanzierungsrunden, die als Serie A, Serie B, Serie C usw. bezeichnet werden. Die Serie C ist normalerweise der letzte Schritt, der getan werden muss, um eine internationale Expansion zu finanzieren, die Bewertung des Unternehmens vor einem Börsengang zu verbessern oder Finanzmittel für eine größere Akquisition bereitzustellen.  

„Sobald ein Unternehmen ein Produkt entwickelt hat, das auf dem Markt zu einem Renner geworden ist, tauchen Private Equity und Investmentbanker auf“, sagt Will Schroter, Gründer von Startups.co. 

Diese großen Anleger vermeiden das frühe Risiko, das von Angel-Investoren getragen wird, und „sie stecken anschließend massive Geldsummen in Unternehmen, die bereits erfolgreich sind, um sich eine Führungsposition zu sichern“, bemerkt Schroter. 

Wer könnte noch an die Börse gehen?

Coinbase wäre eine Möglichkeit. Reuters berichtete am 9. Juli 2020, dass sich die Börse in San Francisco auf einen Börsengang vorbereite und dieser Schritt eine Flut anderer hochkarätiger Börsen auf den Plan rufen könnte. Aber es ist klar, dass es Unternehmen gibt, die eventuell noch ambitionierter sein könnten und möglicherweise für einen Börsengang noch besser geeignet wären. 

Die Depotbank BitGo wurde 2013 gegründet und hat einige der weltweit bekanntesten Cryptoasset-Player als Kunden. Dazu gehören die CME Group, Pantera Capital, Kraken und der globale Depotdienst HaruBank. Sie behauptet, 15 % aller Bitcoin-Transaktionen weltweit abzuwickeln, etwa 15 Mrd. USD pro Monat. 

Steve Erlich, CEO von Voyager, bemerkte kürzlich in einem Podcast: „Man geht an die Börse und jeder kann sich von dem Wert der Aktie, von der Finanzlage und den Kennzahlen des Unternehmens überzeugen. Der Wert ist da und kann als Anlage dienen.“

BitGos eigenes potenzielles Fundraising vor dem Börsengang – insgesamt 69,5 Mio. USD – diente genau diesem Zweck: Erweiterung des Angebots für institutionelle Anleger auf ein Full-Service-Krypto-Unternehmen. Im April 2020 kaufte das Unternehmen den institutionellen Krypto-Anlagenmanager Lumina, die dritte größere Übernahme von BitGo in den letzten zwei Jahren nach dem Service-Unternehmen Hedge und dem Sicherheitstoken-Anbieter Harbor.

Der Krypto-Kreditgeber BlockFi hat im Vorfeld eines Börsengangs im zweiten Halbjahr 2021 die Suche nach einem ständigen Finanzvorstand begonnen, sagte der Geschäftsführer Zac Prince gegenüber TheBlockCrypto. Die Unternehmensgeschichte ähnelt auf bemerkenswerte Weise vielen anderen Krypto-Startups, die jetzt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen. 

Eine Seed-Finanzierungsrunde in 2018 in Höhe von 3,9 Mio. USD unter der Führung von Consenys, 52,5 Mio. USD Risikokapital der Firma Galaxy Digital von Mike Novogratz zur weiteren Expansion ein Jahr später, und dann eine Serie A-Runde in Höhe von 18,9 Mio. USD, gefolgt von einer Serie B-Runde in Höhe von 30 Mio. USD im Februar 2020.  Das Unternehmen erklärt nun auf dem besten Weg zu sein, in 2020 einen Umsatz von 50 Mio. USD zu erzielen. Aber Behauptungen aufzustellen und diese auch zu beweisen, sind zwei verschiedene Dinge. Glücklicherweise können Investoren in die Dokumente Einsicht nehmen, die der SEC vor und nach dem Börsengang eingereicht werden. 

Aufgrund der Stellenausschreibung soll der zukünftige CFO ein erfahrener Finanzfachmann sein, der die Pflege der Beziehungen zu den Anlegern übernehmen soll. Sicherlich wären die Liquiditäts- und Finanzierungsspielräume, die eine öffentliche Börsennotierung mit sich bringen würde, hilfreich, sollte BlockFi den Ehrgeiz entwickeln, eine dominierende Kraft zu werden. Weitere verzinsliche Bitcoin-Angebote mit einer Rendite von 8,6 % auf BlockFi – wichtige Eckpfeiler des explodierenden DeFi-Trends – würden diesen Trend definitiv verstärken. 

Hier boomt die Liquidität. In den letzten 12 Monaten ist der Wert von DeFi-Sicherheiten um 960 % gestiegen. In den letzten 30 Tagen bis zum 11. August hat sich diese Zahl von 2,4 Mrd. USD auf 4,7 Mrd. USD fast verdoppelt. Dies könnte die BlockFi-Umsätze ankurbeln und so die für den Erfolg benötigte Begeisterung von IPO-Investoren wecken. 

Insgesamt ist dieser neue Ansturm von Krypto-IPOs ein äußerst optimistisches Signal für Anleger, die in Krypto-Vermögenswerten investieren möchten. Man hat sich in diesem Sektor lange als Außenseiter gesehen, ist nun aber einer vollständigen Integration einen großen Schritt näher gekommen. 

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